Erste Reise in 2020 .......

Die Corona Pandemie hatte uns alle geplanten Reisen im Frühjahr zunichte gemacht. Hatten wir zuerst vor zu Ostern an einen oberitalienischen See zu fahren, so wurde nach dem Ausbruch in Italien eine Fahrt entlang der Donau ins Auge gefaßt. Diese und auch die Alternativfahrt nach Ostfriesland fielen aber ebenso aus.

In der Hoffnung, dass sich die Lage entspannen würde, hatten wir dann die Fähre nach Bornholm für den 28.05. gebucht. Da Dänemark aber bis 01.06. die Grenzen geschlossen ließ und somit keine Fähre von Sassnitz nach Rönne fuhr, fiel auch diese Reise aus. 

 

Was also tun ?

Pellworm, die letzte uns fehlende nordfriesische Insel wurde ausgewählt, die Fähre und der Stellplatz auf dem Campingplatz Wattenmeerhaus gebucht. Los ging es dann am Sonntag den 07.Juni.  

Der erste Stopp erfolgte in Bodenwerder, dem Geburtsort des Barons von Münchhausen (Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen *11.05.1720  +22.02.1797). Die Stadt an der Weser hatten wir im vorigen Jahr leider nicht besucht. Hier ein Bildnis des Barons von Münchhausen !

Der Stellplatz liegt am Rande der Stadt am Ufer der Weser. Alles ist gut fußläufig erreichbar und so haben wir uns auf die Spuren des Barons von Münchhausen begeben. Das Geburtshaus (mittlerweile Rathaus), das Museum und die Altstadt sind wirklich lohnenswerte Besichtigungen. Überall in der Stadt stehen Skulpturen, die die Geschichten des "Lügenbarons" plastisch darstellen.

Eigentlich sollte es weiter über Nienburg (09.06.-11.06.) und Tönning (11.06.-13.06.) zur Fähre nach Pellworm gehen, die für den 13.06. gebucht war. Total vergessen hatten wir den Feiertag am 11.06., der uns dazu bewog nur noch einen Zwischenstopp einzulegen um der heftigen Stellplatzsuche am verlängerten Wochenende zu entgehen. Also wurde - obwohl eigentlich nicht geplant - wieder einmal der Stellplatz in Büsum angefahren. Dort haben wir auch noch einen schönen Platz am 09.06. ergattert und erlebten dann das von uns erwartete Chaos ab dem 10.06. abends.

Am 13.06. ging es über Tönning und Husum nach Strucklahnungshörn auf Nordstrand zum Fähranleger.

Die Überfahrt dauert rund 30 min und dann ist man auf der Insel in einer anderen Welt. Die Straßen sind wirklich schmal, kein Mittelstreifen, keine Begrenzung, eigentlich ähnlich unseren asphaltierten Feldwegen. Wenn sich Wohnmobile oder andere Fahrzeuge begegnen kann es schon einmal eng werden.

Und dann erreichen wir den Campingplatz am Wattenmeerhaus. Dieser hat 12 befestigte Stellplätze für Wohnmobile oder Wohnwagen, ansonsten noch eine Wiese für Zelte....das war es !!

Alle Stellplätze sind mit Wasser- und Stromanschluss ausgestattet. In der Nähe befindet sich die Alte Kirche, ein Restaurant und das Café Rosengarten am Campingplatz, welches von Karin Kobauer betrieben wird. Zu empfehlen sind der Kuchen und dazu einen Pharisäer. Diese Ruhe und Abgeschiedenheit bezeichne ich einmal als die Vorstufe zu einem Urlaub auf einer Hallig !

Die beiden Einkaufsläden der Insel sind 7 km (Edeka) bzw. 6,5 km (nah&frisch) entfernt. Planung war also angesagt, zumal eine Strecke immer mit Gegenwind (gefühlt zwei !!) mit dem Fahrrad zu bewältigen war. Andererseits war der Brot/Brötchenservice am Campingplatz wirklich toll. Telefonisch für die gesamten Tage bestellt, wurde alles morgens an den Campingplatz geliefert. Bezahlt wurde, wenn man einmal in Tammersiel war und die Bäckerei neben dem Edeka besuchte.

Wir hatten uns im Vorfeld einen Film über die Insel angesehen (WDR "Wunderschön - Pellworm"). Der Erste der uns vor dem Kaufhaus nah&frisch begegnete war der Wattpostbote Knut Knudsen. Wie in der Sendung mit nacktem Oberkörper und Bernsteinanhänger um den Hals. Auf meine Frage, ob er die Post schon auf die Hallig Süderoog gebracht hätte, erklärte er mir, dass er das gestern bereits erledigt hätte ... und so entwickelte sich ein nettes Gespräch.

Hier ein Link zur Seite der Bloggerin "deichdeern" mit einem netten Bericht über den Wattpostboten Knut Knudsen.

Wer meinen Bericht aus 2011 gelesen hat, erinnert sich vielleicht an mein Interesse an der versunkenen Stadt Rungholt. Hier auf Pellworm gibt es den Heimatforscher Hellmut Bahnsen, der ein privates kleines Rungholtmuseum betreibt. Dieses haben wir uns natürlich angeschaut und waren begeistert von den vielen Artefakte, die er bei seinen Wattwanderungen gefunden hatte, sowie von seinem Wissen um die versunkene Stadt. So ist auch durch entsprechende Funde anzunehmen, dass mit den Römern Handel getrieben wurde (erwähnt auch von Plinius dem Älteren im Jahre 77 n.Chr.). Deshalb vermutet Herr Bahnsen die versunkene Insel Abalus (Bersteinvorkommen) auch vor Pellworm.

In der Nähe des Campingplatzes befindet sich die Alte Kirche. Diese Kirche aus dem 11. Jahrhundert steht auf einer Warft und wurde im 13. Jahrhundert um rund 7 m verlängert. Da für den Anbau die Warft zu klein war wurde diese aufgeschüttet. Der Turm, der eine Wandstärke von 3,4 m in Fußbodenhöhe und 52 m Höhe hatte, war für den aufgeschütteten Warftuntergrund zu schwer, riss und stürzte im Jahre 1611 auf das Kirchenschiff. Der Rest des eingestürzten Kirchturms (26 m) wurde danach noch jahrhundertelang als Seezeichen genutzt. Weiterhin befindet sich in der Kirche  eine Orgel (1710/11) von Arp Schnitger. Viele bekannte Organisten reisen extra nach Pellworm um dieses Instrument zu bespielen. So finden häufig Orgelkonzerte namhafter Künstler statt, welche in diesem Jahr Corona bedingt leider ausfielen. Weiterhin ist ein spätgotischer Flügelaltar (um 1460) zu bewundern.

Wie das Leben so spielt ... oder unrecht Gut gedeiht nicht !

Pellworm war im Mittelalter ein Tummelplatz für Seeräuber. Einer von ihnen, Kort Wiederich, setzte sich gegen Hamburg zur Wehr. Er machte 1407 den Turm der Alten Kirche zu seinem Seeräubernest. Mit falschen Signalen lockten sie Schiffe in Untiefen und plünderten sie aus. Im Jahre 1412 verließ er dann Pellworm und ließ sich als "ehrenwerter Kaufmann" in Büsum nieder. Natürlich plünderte er vorher noch die Kirche auf Pellworm. Das Bronzetaufbecken aus der Pellwormer Kirche wurde in Büsum gespendet und steht noch heute dort in der St.-Clemens-Kirche. Wohl um sein Seelenheil bemüht unternahm Kort Wiederich im Jahre 1447 eine Wallfahrt nach Wilsnack, einem Wallfahrtsort für Straftäter. Er wurde auf der Reise in Segeberg erkannt und durch den dortigen Vogt ohne Prozeß kurzerhand erhängt. 

Weitere sehenswerte Gebäude sind der neue Leuchtturm im Süden der Insel, welcher auch nach Buchung einer Führung besucht werden kann. Genutzt wird er als standesamtliches Hochzeitszimmer, womit die Ehe für das Brautpaar schon einmal mit einem beschwerlichen Aufstieg beginnt. Im Norden der Insel steht die alte Windmühle, in der sich heute drei Ferienwohnungen befinden.

Der Hauptort Tammersiel hat eine "Einkaufsstraße" und den Fischereihafen, das war es bei rund 1200 Einwohnern auf der gesamten Insel. Ansonsten gibt es Ruhe und an Lebewesen Schafe und Wildgänse in Massen.

Unser Lieblingslokal war der Imbiss an der Hooger Fähre. Hier gab es exzellentes Essen und Flens, was mich dazu veranlaßte , mich auch in diesem Jahr an der Reinigung der Strände (1 qm / Flasche)  zu beteiligen. Weiterhin haben wir hier auch Markus getroffen (den Inselpolizisten aus Herne), der mit Frau und Dienstwagen zum Strand gefahren kam.

An unserem letzten Abend kommen wir noch mit einer "eingeborenen" Frau, die ihren Hund Gassi führte, ins Gespräch. Pellworm sei "gewöhnungsbedürftig", meinte sie, entweder man schafft drei Wochen ohne Koller (dann ist man "inselgeeignet"), oder man gibt vorher entnervt auf. Schlimm wäre es im Winter durch die Dunkelheit, denn Straßenbeleuchtungen gibt es auf der ganzen Insel nicht.

 

Wir müssen Pellworm am 23.06. leider schon wieder verlassen, hätten aber die drei Wochen sicher geschafft, wenn der Stellplatz uns länger zur Verfügung gestanden hätte .... aber wir kommen bestimmt wieder !!

Wir haben noch ein paar Tage für die Rückreise und besuchen zuerst den Nord-Ostsee-Kanal, der am 21.06.1895 (also von 125 Jahren) durch Kaiser Wilhelm II eingeweiht wurde. Wir hatten uns für den Stellplatz in Schachtholm entschieden. Vorne die Schiffe und die Straße, hinten der Flugplatz. Ein absolutes Kontrastprogramm zum ruhigen Pellworm. Leider haben relativ wenige Schiffe die Passage genutzt, wohl Corona geschuldet, und Kreuzfahrer sind garnicht unterwegs gewesen.

Die letzte Übernachtung auf dem Stellplatz beim Südseecamp entfiel, da dieser geschlossen war. Also sind wir nach Wunstorf am Steinhuder Meer gefahren. Auch hier wieder ein unheimlicher Andrang, da in drei Bundesländern die Sommerferien begonnen hatten. Da wir aber bereits um 13:00 h angekommen sind, haben wir noch einen schönen Stellplatz ergattert.

Fazit:

Pellworm ...... gerne wieder !!!